Buchvorstellung "Ich bin Lilli"

Lilli
Lilli


Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Manuel Schmidt und ich bin seit nun einem Jahr stolzes Herrchen einer wunderschönen Hündin namens Lilli. Lilli verbrachte den Anfang ihres Lebens auf der Straße und war noch eine junge Hündin, als sie von Hundefängern eingefangen und in eine rumänische Tötungsstation gebracht wurde. Wie den meisten Hunden dort drohte auch ihr der sinnlose Tod, doch dank Tierschutzorganisationen wie der Ihren konnte sie rechtzeitig gerettet werden und lebt nun ein schönes, friedliches Leben - so, wie es immer sein sollte.

Durch Lilli kam ich das erste Mal in meinem Leben so richtig in Kontakt mit den Grausamkeiten, die unzählige Tiere weltweit jeden Tag erleben müssen. Ich begann, mich mit Tierleid und Tierschutz genauer auseinanderzusetzen und war entschieden, meinen Beitrag zu leisten.

Inspiriert durch Lillis Geschichte kam ich zu dem Entschluss, ein Buch zu schreiben, das ihren bisherigen Lebensweg aus ihrer Sicht darstellt.

Das Ergebnis ist “Ich bin Lilli” - ein Roman für Leserinnen und Leser ab 10 Jahren, der mit seiner (fast) wahren und spannenden Geschichte versucht, jungen wie älteren Menschen das Thema Tierschutz sowie seine Wichtigkeit und Notwendigkeit näher zu bringen und diese für die oftmals grausame Realität zahlloser Tiere zu sensibilisieren.

Mit eventuellen Bucherlösen möchten Lilli und ich zum einen im Bereich Bildung tätig sein - u.a. durch weitere Bücher oder auch mit Vorträgen und Diskussionen an Schulen - um möglichst viele (junge) Menschen erreichen zu können. Zum anderen möchten wir damit Tierschutzorganisationen (und -vereine) wie die Ihre unterstützen, damit sie ihre wundervolle, bedeutsame Arbeit weiterführen können.


Warum schreibe ich Ihnen das alles?

Lilli und ich sind sehr stolz auf unser Buch - wir sind uns absolut sicher, dass es vielen Menschen gefallen wird. Doch natürlich müssen potentielle Leser erst einmal erfahren, dass es “Ich bin Lilli” gibt, und hier benötigen wir Ihre Hilfe.

Hier finden sie eine Leseprobe von "Ich bin Lilli"

Link zum Buch: Ich bin Lilli
Lillis Instagram: lillithestreetdog

Sollten Sie tatsächlich bis hierhin gelesen haben, möchte ich mich in meinem sowie in Lillis Namen von ganzem Herzen bei Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und Zeit bedanken und wünsche Ihnen und Ihrer Organisation schonmal eine schöne Weihnachtszeit und weiterhin alles, alles Gute!


Herzlichst,
Lilli und Manuel Schmidt







Leseprobe von "Ich bin Lilli"

Lilli
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Ich bin Lilli

Leseprobe

Entdeckt mehr von Lillis Welt auf Instagram:
lillithestreetdog

Diese Leseprobe darf nicht weiterverkauft werden. Alle Rechte liegen beim Autor.
Copyright © 2023 Manuel Schmidt
November 2023

Die kleine Hündin wachte auf. Lautes Gebell hatte sie aus ihrem Traum gerissen. Sie war mit ihrem Rudel unterwegs gewesen. Sie hatten gerade aus einem Bach getrunken, als ihre große Schwester sie spielerisch anrempelte. Die Welpin ließ sich nicht zweimal bitten und gab ihr ihrerseits einen Stoß. Sie bellte freudig und rannte gerade vor ihrer Schwester weg, die versuchte, sie zu fangen, als der Krach sie weckte.
Wie jeden Tag zur gleichen Zeit lief ein Mensch an allen Käfigen vorbei und verteilte Futter, und wie jeden Tag drehten die meisten Hunde dabei völlig durch. Es war unmöglich, bei diesem Lärm weiterzuschlafen. Die kleine Hündin gähnte und streckte sich. Traurig dachte sie an ihren Traum zurück. Sie vermisste ihr Rudel. Wo ihre Geschwister wohl gerade waren? Ob es auch ein Ort wie dieser war? Und ob es ihnen gut ging?
Es war schon hell und ihre Mitbewohnerin saß vor dem Gitter, das die beiden Hunde von der Außenwelt trennte. Im Gegensatz zu den anderen Hunden war sie ganz ruhig und beobachtete den Menschen aufmerksam. Beim Gähnen der kleinen Hündin hatte sie sich umgedreht und sagte nun: »Na, auch schon wach? Ich bin überrascht, dass du überhaupt mal aufstehst, so viel, wie du am Tag schläfst!«
»Haha«, antwortete die kleine Hündin. Sie erhob sich und ging zu ihr. »Was siehst du dir da an, Bastet?«

Bastet war der Name der Hündin, mit der sie sich ihren Käfig teilte. Wie die meisten Käfige war auch ihrer heruntergekommen und recht klein; neben zwei Näpfen für Wasser und Futter gab es nur eine winzige Hütte, die ein wenig Schatten spendete. Das Gitter war an unzähligen Stellen verrostet und der Boden dreckig.
Bastet war etwas größer als sie, schwarz und mit weißem Brustfell. Außerdem war sie älter. Nachdem sie sich etwas kennengelernt und die kleine Hündin Vertrauen zu ihr gefasst hatte, hatte Bastet ihr einiges von sich erzählt. Im Gegensatz zur Welpin hatte sie mehrere Jahre in einer wundervollen Menschenfamilie gelebt. Doch dann war der Mann, ihr Herrchen, wie sie sagte, plötzlich verstorben und die Frau hatte sie abgegeben, weil sie es nicht mehr schaffte, sich um Bastet zu kümmern. Ihr neues Herrchen war leider nicht so nett gewesen, und ihre Miene hatte sich verhärtet, während sie dies erzählte. Er kümmerte sich nicht um sie, ließ Bastet Tag und Nacht an eine Kette gefesselt allein im Garten. Als der Mann sie eines Tages von der Kette befreite, um sie zu waschen, weil der »furchtbare Gestank ja bis ins Haus zog«, hatte Bastet die Gelegenheit genutzt und war geflohen. Wie die kleine Hündin hatte sie eine Weile auf der Straße gelebt, bevor auch sie aufgegriffen und hierhergebracht worden war.
Sie war von Anfang an freundlich zu der kleinen Hündin gewesen, und das war hier nicht selbstverständlich.

An einem ihrer ersten Tage an dem Ort, den die Hunde das Lager nannten – mit Bastet hatte sie da noch kein Wort gewechselt – hatte sie ihren Käfig verlassen und wollte sich etwas umsehen. Manchmal gab es nämlich Hofzeit, also Zeit, die sie in dem Bereich zwischen den Käfigen im Hof verbringen konnten. Roberto, einer der Menschen, die im Lager arbeiteten, hatte Leckerlis auf dem Hof verteilt und Lilli war schüchtern darauf zugelaufen. Sie kam nicht weit, da stellte sich ihr ein Hund, der dreimal so groß war wie sie, bedrohlich in den Weg. Er wollte gerade etwas sagen, als von links plötzlich eine Hündin auf ihn zugesprungen kam und ihn zur Seite schubste.
»Such dir jemanden in deiner Größe!«, sagte sie scharf, die Augen gefährlich funkelnd. Der Hund, der von der Wucht Bastets völlig überrascht worden war, blickte wutentbrannt von ihr zur kleinen Hündin und ging nach kurzem Zögern davon. Bastet stupste die kleine Hündin an. Sie deutete mit dem Kopf auf die Leckerlis und sagte: »Komm, hol dir ein paar. Die sind echt gut!«
So hatte sie Bastet kennengelernt. Seitdem hatte sie sie jedoch nie wieder so erlebt. Für diesen kurzen Moment hatte sie eher einem Wolf geähnelt als einem Hund.
»Ich versuche, herauszufinden, wie viel wir heute bekommen werden. Oder besser gesagt, wie wenig.« Sie seufzte. »Es ist einer der Wärter, die uns nicht mögen.«
Wärter wurden die Menschen genannt, die hier arbeiteten und auf die Hunde aufpassten, das hatte Bastet ihr erklärt.

Es gab einige Wärter an diesem Ort. Die kleine Hündin hatte in den fast zwei Wochen, die sie nun schon hier war, mindestens sechs verschiedene Wärter gesehen. Die meisten waren bereits am ersten Tag hier gewesen, einige von ihnen sah die Welpin aber nur ein paarmal, dann kamen sie nicht mehr. Dafür kamen andere.
Leider waren nicht alle Wärter freundlich zu ihnen, ganz im Gegenteil. Die meisten erledigten einfach ihre Aufgaben. Sie gaben den Hunden Wasser und Futter, manchmal zweimal am Tag, und reinigten die Käfige, wenn auch eher grob. Ab und zu ließen sie die Hunde auf den Hof, eine willkommene Abwechslung. Dort konnten die kleine Hündin und die anderen sich endlich mal richtig bewegen, denn in den engen Käfigen, in denen sie zu zweit, manchmal auch zu dritt lebten, war nicht viel Platz, sodass sie dort die meiste Zeit auf dem Boden lagen.
Zwei der Wärter schienen jedoch etwas gegen die Hunde zu haben. Sie gaben ihnen absichtlich weniger zu fressen, tauschten das Wasser in den Näpfen nicht aus oder ließen die Hunde mehrere Tage mit ihren Hinterlassenschaften im Käfig.
Die kleine Hündin setzte sich neben Bastet und sah dem Wärter zu. Er kam zu einem Käfig, in dem zwei größere, abgemagerte Hunde bellend am Gitter klebten und begierig auf das Futter warteten.
»Schnauze und hinsetzen, sonst gibt es gar nichts!«, blaffte er. Genauso wenig wie die Welpin verstanden die beiden,

was er zu ihnen gesagt hatte, und bellten weiter in freudiger Erwartung auf das bevorstehende Mahl. Das Gesicht des Wärters verzog sich zu einer bösen Grimasse. »Ich habe gesagt, ihr sollt Ruhe geben!«, schrie er und trat mit aller Kraft vor das Gitter. Er traf einen der Hunde an der Schnauze, der sich daraufhin ängstlich in den hinteren Teil des Käfigs zurückzog. Auch der andere Hund war zurückgewichen.
»Ist doch nicht so schwer, oder?«, sagte der Wärter verächtlich. Er öffnete die Tür des Käfigs und verteilte so wenig Futter, dass es nicht einmal für einen der beiden Hunde reichte. »Vielleicht lernt ihr’s ja so.« Dann schloss er den Käfig wieder ab und ging weiter zum nächsten.
Die kleine Hündin hatte das Geschehen niedergeschlagen beobachtet. Als sie im Lager angekommen war, war dies der erste Wärter gewesen, den sie bei der Arbeit gesehen hatte. Sie verstand nicht, warum dieser Mann so gemein zu den Hunden war. Sie verstand auch nicht, warum man sie hierhergebracht hatte. Die ersten Tage hatte sie sehr große Angst gehabt und sich in der hintersten Ecke des Käfigs versteckt. Bastet hatte gewusst, wie sie sich fühlte, und sie in Ruhe gelassen. Mit der Zeit hatte Bastet ihr Vertrauen gewinnen können, und so hatte die Welpin ihr eine Menge Fragen gestellt.
Bastet erklärte ihr, dass dieser Ort ein Tierheim für Straßenhunde sei. Sie hatte beim Wort Tierheim gestockt, offenbar hatte sie erst ein anderes Wort verwenden wollen,

es sich dann aber anders überlegt. Hier wurden die Hunde hingebracht, die keinen Besitzer hatten und von Hundefängern auf den Straßen gesucht und gefangen wurden. Die kleine Hündin kannte Hundefänger natürlich aus eigener Erfahrung zur Genüge, doch hatte sie nie begriffen, warum sie die Hunde jagten.
»Wieso lassen sie uns nicht einfach auf der Straße leben?« Bastet hatte ihr einen traurigen Blick zugeworfen und dann weitergesprochen.
»Die Menschen sagen, dass es zu viele von uns gibt und wir ihnen nur Ärger bereiten. Wir würden ständig Dreck machen und laut sein, also stecken sie uns hier rein. Die Menschen, die uns hierherbringen, werden dafür sogar belohnt.«
Die Welpin hatte darüber nachgedacht, es aber weiterhin nicht begreifen können. Wieso störte es die Menschen, wenn Hunde miteinander sprachen? Na klar, auch sie konnte im Eifer des Gefechts schon mal lauter bellen. Vor Freude zum Beispiel. Aber viele der Menschen, die sie in ihrem Leben bisher gesehen hatte, schrien sich gegenseitig an oder sangen nachts laute Lieder, wenn sie durch die Straßen torkelten und die kleine Hündin versucht hatte, zu schlafen. Und diese großen, schnellen Dinger, die man Autos nannte, machten einen unheimlichen Lärm und verdreckten dazu auch noch die Luft. Die Menschen waren doch also mindestens genauso laut wie die Hunde!

Und was für einen Dreck meinten sie? Wann immer ich muss, dachte sie stolz, verstecke ich das unter einem Laubhaufen oder Blättern oder Erde, sodass es niemanden stört. Das hatte ihr ihre große Schwester beigebracht. Aber gar nicht mehr müssen, das konnte man leider nicht! Die Menschen hingegen schmissen Dinge achtlos in die Büsche oder mitten auf den Weg und ließen sie dort liegen. Ihr zweitältester Bruder hatte davon einmal etwas gefressen und danach furchtbare Bauchschmerzen gehabt.
Was die kleine Hündin allerdings am wenigsten verstand: Wie konnte es den Menschen bei ihrem Problem, dass es angeblich zu viele Hunde gab, helfen, diese in ein Lager zu schicken? Sicher, hier waren sie alle an einem Ort und nicht auf den Straßen verstreut. Aber ansonsten änderte sich gar nichts.
»Wenn sie uns aufteilen und in Lager schicken, werden wir dadurch nicht weniger, oder?«, hatte sie Bastet gefragt. »Wir machen hier doch dasselbe wie draußen.« Die kleine Hündin konnte sich keinen Reim darauf machen, doch Bastet hatte sie nur sehr traurig angesehen und geschwiegen, daher beließ sie es dabei. Einige Menschen mochten also keine Hunde. Sie fand das unfair, denn sie hatte ihnen ja gar nichts getan. Aber dann war es eben so.
Glücklicherweise gab es auch freundliche Wärter im Lager. Bis vor einigen Tagen hatte Roberto noch hier gearbeitet. Er war der mit Abstand herzlichste Wärter von allen gewesen und somit auch der Lieblingswärter der

kleinen Hündin und Bastet. Er hatte sich immer extra viel Zeit für jeden Hund genommen, um mit ihnen zu spielen. Was der kleinen Hündin am meisten an ihm gefallen hatte, war sein Lachen. Roberto war immer freudestrahlend und laut lachend im Lager erschienen. Auch hatte er allen Hunden immer genug zu fressen und zu trinken gegeben. Leider war er eines Tages plötzlich nicht mehr erschienen. Die kleine Hündin hatte Bastet gefragt, warum Roberto nicht mehr kam.
»Manche Menschen arbeiten hier nicht für immer, sondern nur für eine Weile, um Erfahrung zu sammeln. Danach ziehen sie weiter«, lautete Bastets Erklärung. Die Welpin fragte sich, was Roberto wohl gefunden hatte, das ihn noch mehr zum Lachen brachte, als das Spielen mit den Hunden. Natürlich war sie traurig, dass er fort war, aber sie freute sich auch für ihn. Etwas Tolleres als Spielen? Wenn es das wirklich gäbe, würde sie es auch gern finden!
Der Wärter war nun bei ihrem Käfig angekommen. Sie wusste, wie sie sich zu verhalten hatte, denn Bastet hatte es ihr längst erklärt. Sie setzten sich in den hinteren Teil des Käfigs auf den Boden und machten keinen Mucks. Der Wärter öffnete schweigend den Käfig, warf etwas Futter hinein und verschwand wieder.
Als er sich entfernte, sagte Bastet: »Glück gehabt, das sollte uns heute reichen!« Sie machte sich über das Futter her, fraß ein wenig und wandte sich dann der kleinen Hündin zu. »Bitte, hau richtig rein! Schmeckt gar nicht so

schlecht.« Sie bellte leise. Bastet ließ die kleine Hündin stets mehr fressen und achtete darauf, dass es genug war. Sie wusste, dass sie es brauchte, und sie selbst kam mit weniger klar. Die Welpin konnte sich wirklich glücklich schätzen, Bastet zu haben. Andere Hunde waren leider nicht so freundlich.
Einige Tage nach ihrer Ankunft im Lager hatte sie das erste Mal beobachtet, wie sich zwei große Hunde gegenseitig angegriffen und gebissen hatten. Dies war seitdem beinahe täglich passiert. Bestürzt hatte sie Bastet gefragt, warum die Hunde sich gegenseitig verletzten.
»Sie haben Angst, nicht genug Futter oder Wasser zu bekommen, also versuchen sie, den anderen Hunden zu zeigen, wer der Stärkere ist. So können sie zuerst fressen und trinken und dafür sorgen, dass sie mehr bekommen.«
Die kleine Hündin war darüber unglaublich traurig gewesen. Tatsächlich hatte sie schon gesehen, dass die meisten Hunde im Lager dünner waren, als sie sein sollten. Auf der Straße hatte ihr Rudel auch immer zu wenig Futter zur Verfügung gehabt, aber da sie noch sehr klein war, hatten die Großen dafür gesorgt, dass sie genug bekam. Sie fand es schade, dass es hier nicht genug Futter für alle gab. Sie dachte an all das Essbare, das die Menschen einfach wegwarfen, weil sie es nicht mehr wollten, dann aber böse wurden, wenn die Hunde es gern fressen würden. Das war doch unsinnig!

Sie hatte gerade ihre Mahlzeit beendet, da sah die kleine Hündin plötzlich jemanden aus dem Wärterhaus kommen. Das war das Haus, in dem die Wärter lebten. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer – es war Tari!
Zwei Tage nachdem ihr Lieblingswärter Roberto nicht mehr wiedergekommen war, hatte eine neue Wärterin das Lager betreten. Und eines war sofort klar gewesen: Sie stand Roberto in nichts nach. Tari war eine junge Frau mit dunklen Haaren und einem Lächeln, das Roberto sehr gefallen hätte. Die kleine Hündin hatte sie auf Anhieb gemocht. Anders als er lachte sie nicht durchgehend, gerade in den ersten Tagen war sie eher zurückhaltend gewesen. Doch die Welpin brauchte keine fünf Sekunden, um zu erkennen, dass Tari Hunde liebte.
Im Handumdrehen wurde sie der Liebling aller Hunde im Lager, denn anders als die meisten Wärter begegnete sie ihnen auf Augenhöhe. Sie nahm sich für jeden einzelnen viel Zeit, sprach mit ruhiger, sanfter Stimme und wartete, bis der Hund den ersten Schritt machte. Sie erledigte ihre Aufgabe, die Tiere zu füttern, gewissenhaft und achtete penibel darauf, dass jeder genug zu fressen hatte; folglich gab es an den Tagen, an dem sie im Lager war, die wenigsten Kämpfe zwischen den Hunden. Auch war sie die einzige Wärterin, die die Käfige zweimal am Tag sauber machte. Die kleine Hündin hatte beobachtet, wie andere Wärter darauf mit einem Kopfschütteln und Unverständnis reagierten, doch Tari ließ sich davon nicht beirren.

Die Welpin und Bastet hatten sogar noch mehr Glück. Man konnte ohne Zweifel sagen, dass Tari jeden Hund im Lager mochte, aber sie und Bastet waren ihr anscheinend besonders ans Herz gewachsen. Jedes Mal, wenn sie auf ihren Käfig zukam, fing sie an zu strahlen und sprach mit freudiger Stimme zu ihnen. Ihre gute Laune war ansteckend, und die kleine Hündin und Bastet machten jedes Mal beinahe einen Rückwärtssalto vor Freude, denn sie wussten, dass sie wieder mit ihnen spielen würde. Die Spielzeit mit Tari war das Beste, was es in dem Lager gab. In diesen Momenten vergaßen die kleine Hündin und Bastet, wo sie waren und all das Negative, das es an diesem Ort gab. In diesen Momenten waren sie einfach nur glückliche Hunde.
Tari lief direkt auf den Käfig von der Welpin und Bastet zu; wie immer strahlte sie die beiden schon von Weitem an. Die beiden Hunde wedelten freudig mit ihren Schwänzen. Tari kniete sich vor das Gitter und lachte. »Na, ihr beiden? Wie geht es euch? Habt ihr mich vermisst?«
Die kleine Hündin wusste nicht, was das bedeuten sollte, aber es klang gut. Zur Bestätigung bellte sie einmal fröhlich.
[…]

Eine Stunde später waren Bastet und Lilli wieder aufgewacht und nun dabei, sich ausgiebig zu strecken, da sahen sie Tari erneut über den Hof laufen.
Sie wirkte besorgt. In der Hand hielt sie einen Zettel, den sie immer wieder traurig betrachtete. Lilli beobachtete, wie sie zum Eingangstor des Lagers ging. Dort fuhr gerade ein sehr großes Auto vor – ein Lkw, wie Bastet ihr erklärte. Tari sprach einige Worte mit dem Fahrer und kam anschließend zurück zu den Käfigen. Sie betrachtete ihren Zettel und nahm sich einige Leinen und Halsbänder, die an einem Haken an der Wand neben den Käfigen hingen. Die junge Frau betrat sie einen der Käfige, legte seinem Bewohner das Halsband und die Leine an und führte ihn in einen Bereich des Lagers, den Lilli noch nie betreten und von ihrem Käfig oder vom Hof aus auch nicht sehen konnte. Das wiederholte sie mit sechs weiteren Hunden.
Erschrocken stellte Lilli irgendwann fest, dass Tari furchtbar traurig aussah. Lilli hatte das, was Tari tat, schon mehrfach bei anderen Wärtern beobachtet, die meisten wirkten dabei allerdings nicht traurig. Die Hunde, die so weggeführt worden waren, hatte sie im Lager nie wieder gesehen.
Lilli wandte sich an Bastet und stellte ihr endlich die Frage, die sie schon so lange hatte stellen wollen. »Wohin bringt sie die Hunde, Bastet?«
Die ältere Hündin hielt inne. Lilli hätte schwören können, dass in Bastets Augen für einen kurzen Moment große

Traurigkeit stand, doch dann war die Regung sofort wieder verschwunden. Sie zögerte.
»Sie bringt sie an einen besseren Ort.« Bastet sah Lilli einen Moment lang an und sprach dann erneut. »Du hast dich bestimmt schon einmal gefragt, ob wir für immer in diesem Lager leben werden. Nein, Lilli, irgendwann schaffen wir es hier raus, und dann wird alles besser.« Bastet klang fest entschlossen. »Das verspreche ich dir!«

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